Mit 5,7 Millionen Gästen kamen 2022 600.000 weniger als noch 2019. Wurden vor drei Jahren noch 7,3 Mio. Maß Bier getrunken, waren es in diesem Jahr nur 5,6 Millionen Maß. Einen starken Einbruch musste die Oide Wiesn verkraften, statt einer halben Million Menschen besuchten sie heuer nur 230.000 Personen.
Das 187. Oktoberfest hat ein entspanntes, gut gelauntes und junges Volksfestpublikum angezogen, trotz des fast durchgehend nass-kalten
Wetters, bilanziert die Festleitung Dennoch herrschte auf dem Festgelände gute Stimmung. Die Gäste steuerten überwiegend die überdachten Betriebe an, allen voran die gastronomischen. Sobald sich das Wetter nur ein bisschen besserte, herrschte sofort deutlich mehr Betrieb auf den Straßen und bei den Schaustellergeschäften.
Nach Schätzung der Festleitung kamen bis einschließlich Montag, 3. Oktober 2022, 5,7 Millionen Gäste. 2019, als das Oktoberfest einen Tag kürzer war, kamen 6,3 Millionen auf die Theresienwiese. Davon wurden auf der Oidn Wiesn rund 230.000 Besucher gezählt (2019: 500.000).
Der Referent für Arbeit und Wirtschaft, Wiesnchef Clemens Baumgärtner ist trotzdem halbwegs zufrieden: „Die Wiesn ist wieder da. Gäste im siebenstelligen Bereich haben ihre Wiesn gefeiert und gezeigt, wie stark sie ihnen am Herzen liegt. Die Menschen wollen aller schlechten Nachrichten zum Trotz ihre Freiheit und ihren Spaß zurück haben. Dafür war die Wiesn eine machtvolle Demonstration.“
Auf den Straßen des Festgeländes war viel Englisch zu hören, wegen dem günstigen Dollarkurs vor allem von Touristinnen und Touristen aus den USA, aber auch aus Schottland und England. Gäste aus Italien, Frankreich, Spanien, Portugal, Argentinien und osteuropäischen Ländern wie Kroatien oder der Ukraine bummelten ebenfalls über das Gelände, testeten die Fahrgeschäfte und natürlich das Wiesn-Bier.
Eine Auswertung der Mobilfunkdaten untermauert die Zahlen der Festleitung, die die Wiesn als ein bayerisches Fest hauptsächlich mit Gästen aus München, der Region und dem restlichen Bayern ausweisen. Ebenso bestätigt sie die Einschätzung von Behörden sowie der Beschickerinnen und Beschicker, dass das Publikum auf der Wiesn deutlich jünger geworden ist.
Das Logistik des Oktoberfests, das zwei Mal wegen der Corona-Pandemie pausieren musste, sei von Covid-19 nicht beeinträchtigt worden, betont Baumgärtner. Das Infektionsgeschehen hat nicht zu den befürchteten Personalausfällen hohen geführt. Insgesamt sind Festleitung, Schaustellerinnen und Schausteller, Marktkaufleute sowie Wirtinnen und Wirte sehr froh, dass die Wiesn 2022 stattfinden konnte.
Gute Küche stark gefragt
Der Trend zu qualitätsvollem Genuss hielt bis zum Schluss an. Die Wirtinnen und Wirte stellten fest, dass ihre Gäste gezielt wegen der guten
Küche ins Zelt kommen. Dabei legen sie Wert auf Qualität und sind bereit, dafür auch tiefer in die Tasche zu greifen. Bio-Food, regionale Produkte, vegetarische und vegane Spezialitäten werden immer mehr nachgefragt. „Die Kässpätzle sind dabei, dem Schweinsbraten den Rang abzulaufen.“, stellt der Wiesn-Chef fest.
Der Straßenverkauf lief nur an den nicht ganz verregneten Tagen zufriedenstellend. Besonders beliebt waren Klassiker, wie Bratwürste und
gebrannte Mandeln. Wegen der kalten und nassen Witterung durfte in der zweiten Wiesn-Hälfte zum ersten Mal seit 2008 an den Eisstandln wieder Glühwein ausgeschenkt werden.
25 Prozent weniger Bier verkauft, mehr Maßkrüge geklaut
Die Oktoberfest-Gäste tranken nach Angabe der Brauereien insgesamt 5,6 Millionen Maß Bier (2019: 7,3 Millionen). In den Biergärten konnten aufgrund des schlechten Wetters kaum Gäste bewirtet werden. Dagegen hat der Maßkrug-Diebstahl zugenommen: Das aufmerksame Ordnerpersonal nahm Andenkenjägern 112.551 Bierkrüge (2019: 96.912) an den Ausgängen der Zelte sowie des Festgeländes ab.
Nachholbedarf bei den Jugendlichen in den Fahrgeschäften
Das miserable Wetter trübte die Wiesn-Bilanz der Schaustellerinnen und Schausteller, auch wenn sie glücklich waren, wieder auf der Wiesn stehen zu können. Sobald sich allerdings das Wetter ein bisschen besserte, zog auch sofort das Geschäft an und es kamen viele Familien, auch mit kleinen Kindern, auf die Wiesn. Die drei Jahrgänge Jugendlicher, die zum ersten Mal ohne Eltern auf dem Festgelände unterwegs waren, hatten sehr viel Spaß daran, die wilden Fahrgeschäfte auszuprobieren.
Hotels in München nur zu 79 Prozent ausgelastet
Während der gesamten Wiesn-Zeit gab es genügend Unterkünfte im gesamten Stadtgebiet in allen Preislagen und Kategorien. Ein Ausweichen ins Umland, erst recht ins weiter entfernte Umland, wie noch 2019, war nicht notwendig. Dies hängt auch mit dem gewachsenen Angebot an Hotelzimmern gegenüber früheren Wiesn-Jahren zusammen. Insgesamt lag die Zimmerauslastung mit knapp 79 Prozent zirka zehn Prozent über der Zimmerauslastung in der ersten Septemberhälfte.
An den Tourist Informationen und im Call Center von München Tourismus drehten sich die meisten Fragen um das Oktoberfest. Auch die Außenstelle auf dem Oktoberfest, die 2022 erstmals eingerichtet wurde vor allem von ausländischen Gästen gut frequentiert. Die Reisebranche war sehr erfreut über den Oktoberfest-Restart. Dennoch war die Buchungssituation der internationalen Anbieterinnen und Anbieter von Reisen zum Oktoberfest wegen der Planungsunsicherheiten (Covid, Urkraine-Krieg, Flugverkehr) noch deutlich verhaltener als 2019.
Reger Betrieb im Fundbüro
Bis Wiesn-Schluss zählte das Wiesn-Fundbüro rund 3.500 Fundstücke, darunter 930 Ausweise, 380 Kleidungsstücke, 570 Geldbörsen, 630 Bankkarten, 420 Smartphones und Handys, 180 Schlüssel, 150 Brillen, 70 Taschen, Rucksäcke und Beutel, 80 Regenschirme, 70 Schmuckstücke.
Auch in der zweiten Wiesn-Woche regten einige Fundstücke zu Spekulationen an. Hat der Wiesn-Fan, der das Buch, „Glück gefunden“; der Tatort-Kommissarin Ulrike Folkerts verloren hat, vielleicht sein Glück auf der Wiesn gefunden und kein Bedarf mehr für die Lektüre? Wollte die Trägerin der abgegebenen Badeschlappen im Regen eigentlich die neuen Trachtenschuhe schonen? Wann ist wohl dem zahnlosen Wiesn-Gast aufgefallen, dass er nicht mehr beißen kann, weil sein Gebiss fehlt?
Gasverbrauch 36 Prozent geringer als 2019
Wie 2019 wurde das Oktoberfest zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt. Die Anzahl der Kundinnen und Kunden, die zusätzlich M-Ökostrom aktiv bezogen, hat sich auf dem hohen Niveau von 65 Prozent gehalten. Der Stromverbrauch von drei Millionen Kilowattstunden lag um circa 1,5 Prozent unter dem Verbrauch der Wiesn von 2019. Der Wasserverbrauch von zirka 97.000 Kubikmetern ging im Vergleich zu 2019 um 17 Prozent zurück.
40 Gasanlagen aus dem Versorgungsnetz der Theresienwiese wurden mit Erdgas versorgt. Dabei handelte es sich um alle großen Küchen und Grillanlagen. Der Gasverbrauch war mit 133.000 Kubikmetern um 36 Prozent geringer als 2019. Da dieses Jahr keine Gartenheizungen mit
Erdgas betrieben wurden, fiel dieser Verbrauch von ca. 20.000 Kubikmetern komplett weg. Ebenso gab es beim Kochgas einen spürbaren Rückgang.
Das Oktoberfest verbrauchte im Schnitt der letzten Jahre:
– 4 GWh Strom, gemessen am Gesamtverbrauch Münchens von 6.200 GWh (2021) entspricht dies 0,6 Promille.
– 2 GWh Erdgas, gemessen am Gesamtverbrauch Münchens von 14.200 GWh entspricht dies 0,1 Promille.