Oktoberfest Schlussbilanz Polizei München - Pressesprecher Andreas Franken

Eine positive Bilanz zieht die Wieswache der Münchner Polizei über das 189. Oktoberfest. Die Zahl der Straftaten ist stark zurückgegangen. Um zwei Drittel gingen die Taschendiebstähle zurück und Fahrten unter Alkoholeinfluss gab es weniger als im Vorjahr.

„Die Worte des Münchner Oberbürgermeisters beim traditionellen Anstich wurden gehört: Es war eine friedliche Wiesn!“, bilanziert Andreas Franken, Pressesprecher des Polizeipräsidiums München. Es sei trotz der aktuellen weltpolitischen Entwicklung möglich, auch solche großen Veranstaltungen wie das größte Volksfest der Welt zu besuchen. Das Einsatzkonzept der Polizei und das Sicherheitskonzept des Veranstalters hätten sich nach den Worten von Franken einmal mehr bewährt. 

Rückgang der Straftaten um 24,1 Prozent 

Über 600 Polizeibeamte sorgten an 16 Tagen für die Sicherheit auf dem Oktoberfestgelände. Hierbei rückten die Beamtinnen und Beamten zwar zu 1764 Einsätzen aus (1764,2023: 1603). es waren jedoch wesentlich weniger Straftaten zu verzeichnen. Diese gingen gegenüber 2023 mit 706 Delikten um 24,1 Prozent zurück (2023: 930). Das, obwohl die Wiesn 2023 18 Tage dauerte und in diesem Jahr lediglich 16 Tage. Durchschnittlich sind 2024 pro Tag knapp 420.000 Gäste auf dem Oktoberfest gewesen, etwa 5 Prozent mehr als 2023.

Franken vermutet den Grund für den Rückgang bei den Straftaten, dass neben der starken Präsenz und dem konsequenten Vorgehen von Polizei und Sicherheitsdiensten, die Wirkung der Appelle der Polizei und Präventionskampagnen auf das Verhalten der Besucherinnen und Besucher sein dürfen.

Kapitaldelikte wie Totschlag oder Raub gab es keine, im Vorjahr waren es fünf. Einen Rückgang gab es auch bei den Sexualdelikten. Zwei Fälle erfüllten den Tatbestand der Vergewaltigung (2023: 6). In einem Fall hatte der Täter an einem Fahrgeschäft einer Frau unter den Rock gegriffen und gegen ihren Willen sexuelle Handlungen vorgenommen. In einem zweiten Fall wird wegen einer Vergewaltigung auf der Toilette eines Festzeltes ermittelt. Die Ermittlungen dauern noch an. Insgesamt wurden 56 Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung angezeigt  (2023: 67). Dabei handelte es sich in den überwiegenden Fällen um sexuelle Belästigungen und vereinzelt um die Erstellung von Bildaufnahmen des Intimbereichs (sogenanntes Upskirting, 7 bekannte Fälle). 

Zahl der gefährlichen Körperverletzungen jedoch gestiegen 

Mit 212 Anzeigen wegen Körperverletzung liegen diese unter dem Vorjahresniveau (222). Darin enthalten sind auch gefährliche Körperverletzungen, die anteilig leicht gestiegen sind (88; 2023: 71). Dabei wurden in 29 Fällen Maßkrüge als Tatmittel verwendet (2023: 24).

In 22 Fällen (2023: 25) leisten Personen der Polizei gegenüber Widerstand oder griffen sie tätlich an. Hierbei wurden mit 12 Polizeibeamten weniger verletzt, als im Vorjahr (2023: 31).

Die Warn- und Präventionshinweise scheinen insbesondere im Bereich der Eigentumsdelikte Wirkung gezeigt zu haben, freut sich der Polizeisprecher. Nur 158mal mussten Anzeigen wegen Diebstahls aufgenommen werden (2023: 182). Ein deutlicher Rückgang war bei Taschendiebstählen auf dem Festgelände festzustellen (38, 2023: 123).

In 133 Fällen wurden Anzeigen gegen das Betäubungsmittelgesetz erstellt (2023: 315). In den überwiegenden Fällen handelte es sich um Verstöße mit Kokain. Verstöße gegen das Cannabis-Verbot auf dem Oktoberfest gab es in 27 Fällen. 

532 Personen eingekastelt 

Die Gitterstäbe der Haftzellen auf der Wiesnwache von innen sahen 532 Personen  (2023: 702). Dabei handelte es sich in 213 Fällen (2023: 215) um Freiheitsentziehungen zur Verhinderung oder Unterbindung von Straftaten. Das Kreisverwaltungsreferat erließ auf Antrag des Polizeipräsidiums München bereits im Vorfeld 23 Betretungsverbote für das Festgelände (2023: 14). Während der Wiesn wurden sieben weitere Betretungsverbote erlassen.

Bei Personen, welche eine Straftat begehen und nicht in Deutschland wohnen, besteht die Gefahr, dass sie sich dem Strafverfahren entziehen könnten. Aus dem Grund wird zur Sicherung des Strafverfahrens und zur Abwendung einer Untersuchungshaft in bestimmten Fällen eine sogenannte Sicherheitsleistung einbehalten. In diesem Jahr wurden ca. 330.000 Euro an Sicherheitsleistungen einbehalten, wobei alleine ein türkischer Geschäftsmann mit einer Hinterlegung von 200.000 Euro mit von der Partie war. 

Weniger Verkehrsunfälle und Trunkenheitsfahrten 

Ebenso eine positive Entwicklungen stellte die Polizei im Bereich des Straßenverkehrs fest. Auch hier schienen die Appelle und Hinweise verstärkt aufgenommen worden zu sein, was letztlich zu einer Reduzierung der Gesamtunfallzahlen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums München (Stadt und Landkreis München) und weniger festgestellter Fahrten unter dem Einfluss von Alkohol, Betäubungsmitteln oder anderer berauschender Stoffe geführt hat.

Bei einer Vielzahl von mobilen sowie stationären Kontrollen wurden 322 Fahrten unter Alkoholeinfluss festgestellt (2023: 368). Davon handelte es sich in 183 Fällen um Straftaten und in 138 Fällen um Verkehrsordnungswidrigkeiten (2023: 212, 156). Trotz des starken Rückgangs der Gesamtzahlen entfällt mit 135 Fahrten unter Alkoholeinfluss nach wie vor ein großer Teil dieser Verkehrsdelikte auf E-Scooter (2023: 192). Das Fahren eines E-Scooters unter dem Einfluss von Alkohol, Betäubungsmitteln oder anderen berauschenden Mitteln unterliegt den gleichen Regularien, wie alle Kraftfahrzeuge. Dies hat bei relativer oder absoluter Fahruntüchtigkeit auch die Sicherstellung des Führerscheins und gegebenenfalls einen vorläufigen Entzug der Fahrerlaubnis zur Folge.

Eine leichte Steigerung wurde bei Fahrten unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln oder anderen berauschenden Mitteln (z.B. Cannabis, Kokain, Medikamente) festgestellt. Dabei wurden 82 Verstöße angezeigt (2023: 77). Hiervon entfiel keiner auf die Nutzung eines E-Scooters. Insgesamt wur4den 209 Führerscheine sichergestellt (2023: 234).

Die Zahl der Verkehrsunfälle ist von 1921 im Vorjahr auf 1776 Verkehrsunfälle zurückgegangen. Dabei wurden, wie bereits 2023 19 Personen schwer verletzt. 271 Personen trugen leichte Verletzungen davon (2023: 397). Davon ereigneten sich 18 Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss und keiner unter Drogeneinfluss (2023: 20, bzw. 1).

63 Prozent mehr Autos im Umfeld der Wiesn abgeschleppt

Ein besonderes Augenmerk lag in diesem Jahr darauf, die Einschränkungen und Belastungen für die Anwohner, die im Umfeld der Theresienwiese wohnen, weiterhin zu senken. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der verstärkten Bestreifung der Anwohnerlizenzgebiete. Personen, die ihr Fahrzeug ohne Anwohnerparkerlaubnis in diesen Bereichen parkten, mussten damit rechnen, dass das Fahrzeug abgeschleppt wird.

Zudem wurden unter anderem zur Errichtung des mittleren Sperrrings und für den Einzug der Wiesnwirte sowie den Trachten- und Schützenzug vermehrt mobile Haltverbotszonen eingerichtet, in denen ebenfalls zahlreiche Fahrzeuge abgeschleppt werden mussten. Insgesamt 1145 Abschleppungen (2023: 701) bedeutet einen Anstieg um 63,34 Prozent.