10 Prozent weniger Gäste auf dem Oktoberfest und ein drastischer Einbruch von Besuchern auf der Oidn Wiesn bilanziert die Festleitung zur Halbzeit der Wiesn 2022. Dadurch wurde 15 Prozent weniger Bier getrunken, als noch vor drei Jahren. Wegen des kühlen Wetters darf an den Eisständen ab sofort auch Glühwein ausgeschenkt werden.
Das 187. Oktoberfest startete an den ersten Tagen wegen der herbstlichen Witterung, die mit niedrigen Temperaturen und viel Regen einherging, noch verhalten. Dennoch vermeldet die Festleitung am ersten Wochenende rund 700.000 Gäste. Die Gäste steuerten vor allem die gastronomischen Betriebe an, während auf den Straßen des Festgeländes und in den Schaustellergeschäften noch wenig Betrieb herrschte.
Ab Mittwoch, dem fünften Tag, zeigte sich der Himmel über der Theresienwiese in den bayerischen Farben. Das Oktoberfest startete durch, wie man es kennt und der Besuch zog deutlich an. Nach Schätzung der Festleitung kamen bis einschließlich Sonntag 3 Millionen Gäste (2019: 3,3 Millionen) auf die Theresienwiese. Davon wurden auf der Oidn Wiesn hochgerechnet rund 100.000 Besucher gezählt (2019: 250.000). Auf den Straßen des Festgeländes ist viel Englisch zu hören, vor allem von Touristen aus den USA, die den günstigen Dollarkurs nutzen, um auf dem Oktoberfest dabei zu sein.
Der Referent für Arbeit und Wirtschaft, Wiesnchef Clemens Baumgärtner, fasst die erste Woche zusammen: „ Jede Befürchtung, die Menschen könnten nach zwei Jahren Pause mit dem schönsten Fest der Welt fremdeln, hat sich als unbegründet erwiesen. Die Gäste aus dem In- und Ausland freuen sich über eine entspannte und trotzdem zünftige Wiesn. Der Restart ist gelungen.“
Die Veranstaltung, die zwei Mal wegen der Corona-Pandemie pausieren musste, wird von Covid-19 nicht beeinträchtigt. Weder bei den Sicherheitsdiensten, noch bei Polizei, dem Sanitätsdienst, bei den Schaustellern oder bei den gastronomischen Betrieben sind coronabedingte Einschränkungen oder Ausfälle zu verzeichnen.
Geschäft der Marktkaufleute in Seitenstraßen bricht weg
Zu schaffen macht den Gastronomen ebenso wie den Schaustellern und Marktkaufleuten der freiwillige Verzicht auf die Beheizung der Biergärten. Darunter leiden wegen der kühlen Witterung nicht nur die Bedienungen in den Biergärten, sondern auch die Standl, die in den an die Biergärten angrenzenden Seitenstraßen positioniert sind. Dort fehlt der gewohnte Publikumsverkehr von Familien, die Standl dort beklagen Umsatzverluste.
Wegen der eher schlechten Wetterprognose für die zweite Wiesnwoche will die Festleitung ab Sonntag, 25. September 2022, den Ausschank von Glühwein bei den Eisstandln ermöglichen. Baumgärtner dazu: „Zu den himmlischen Düften auf der Wiesn kommt dann noch ein Hauch von Weihnachten dazu. Kulinarisch passt dazu am Besten eine Tüte Magenbrot.“
Regionale Qualität beim Essen bevorzugt
Der Trend zum qualitätsvollen Genuss hält auch 2022 an. Die Nachfrage nach regionalen Produkten ist anhaltend hoch. Die Gäste schätzen die Transparenz bei der Herkunft der verwendeten Lebensmittel. Das immer größer werdende Angebot an vegetarischen und veganen Speisen wird gleich gut nachgefragt wie 2019.
Bierkonsum 15 Prozent eingebrochen
Die Wirte vermelden einen Rückgang beim Bierkonsum von etwa 15 Prozent. Das Publikum sei in diesem Jahr insgesamt jünger. Wegen der kalten Witterung waren in den ersten Tagen im Straßenverkauf wärmende Schmankerl, wie gebrannte Mandeln oder Bratwürste, sehr begehrt.
Während an den ersten vier Tagen die Fahrgeschäfte nicht ausgelastet waren, zog das Geschäft wegen des besseren Wetters am Mittwoch deutlich an. Historische Fahrgeschäfte werden ebenso ausprobiert, wie Hightech-Karussells. Vor allem auf der Oidn Wiesn wurden viele Familien mit Kleinkindern gesehen. Dort sei auch die Nachfrage nach Still- und Wickelräumen für die jüngsten Wiesnfans bemerkenswert gewesen. Insgesamt wird ein bunt gemischtes Publikum aller Altersklassen beobachtet.
Souvenirs mit dem aktuellen Wiesn-Plakatmotiv finden großen Anklang. Die offizielle Tourist Information am Haupteingang meldet eine hohe Zahl von Anfragen zum Oktoberfest und zu Attraktionen der Stadt. Souvenirs mit dem neuen Oktoberfest-Logo werden dort ebenfalls gut nachgefragt.
Layla ist der Wiesn-Hit
Als Wiesn-Hit kristallisiert sich das Lied „Layla“ von DJ Robin & Schürze heraus. Nicht zu überholen sein wird jedoch das „Prosit der Gemütlichkeit!“
Kliniken durch Nachtbetrieb in Sanitätsstation entlastet
Die Polizei ist mit dem bisherigen Verlauf des Oktoberfests sehr zufrieden. Sie lobt die friedliche Grundstimmung und die gute Zusammenarbeit aller Sicherheitskräfte sowie des Safe Space für Frauen.
Auch die Aicher Ambulanz spricht von einem ruhigen Verlauf, der sich im Rückgang der Einsätze um 30 Prozent sowie einer geringeren Zahl von Abtransporten in die Kliniken widerspiegelt. Diese sind von neun Prozent auf sechs Prozent der versorgten Patienten zurückgegangen. Die Aufstockung der Kapazität und die Bereitstellung der „Hotel Aicher“ genannten Nachtwache haben sich bereits bewährt. (Eigener Bericht)
Zwei Eheringe unter den Fundsachen
Das Wiesn-Fundbüro zählte bis Sonntag 1.045 Fundsachen (2019: 1.370), darunter 195 Kleidungsstücke, 140 Ausweise, 130 Bankkarten, 160 Geldbeutel, 75 Schlüssel, 145 Handys oder Smartphones, 50 Schmuckstücke und 5 Kameras. Zu den exotischen Fundsachen zählen ein Wiesn-Herz mit einer handgeschriebenen Liebesbotschaft, eine Snare Drum, ein Berufsausbildungsvertrag und zwei Eheringe, wobei nicht bekannt ist, ob diese bewusst entsorgt oder verloren wurden.
Manch einer verließ die Wiesn wohl ohne Schuhwerk, denn es wurden Ballerinas, schwarze Pumps, rosé-goldene High Heels und ein Paar teurer Sportschuhe abgegeben. Seinen Durst anderweitig gestillt hatte wohl ein Gast, der einen schwarzen Rucksack mit 15 Dosen Bier vermissen dürfte.
Krug-Klau auf Niveau von 2019
Rund 55.000 Bierkrüge, gleich viele wie 2019, wurden vom Ordnerpersonal bisher eingesammelt.
Gute Hygieneverhältnisse in den Küchen
Die Lebensmittelüberwachung kontrollierte 385 Betriebe sowie 166 Bauchläden. Die Lebensmittelbetriebe werden mehrmals täglich im
Hinblick auf die einwandfreie Betriebs-, Produkt- und Personalhygiene sowie Kennzeichnung kontrolliert. Ebenso werden Frühkontrollen
hinsichtlich der ordnungsgemäßen Warenanlieferung (funktionsfähige Kühlung, Sauberkeit) durchgeführt. Die in der Bräurosl in den ersten Tagen aufgetretenen Probleme konnten mittlerweile im laufenden Betrieb abgestellt werden, melden die Lebensmittel-Kontrolleure.
13 Prozent weniger Gasverbrauch
Wie 2019 wird das Oktoberfest zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt. Die Anzahl der Kunden, die zusätzlich M-Ökostrom aktiv beziehen, hat sich auf dem hohen Niveau von 65 Prozent gehalten. In den ersten sieben Tagen wurden auf der diesjährigen Wiesn 1.207.892 kWh Strom verbraucht. Dies entspricht einer kleinen Steigerung von 1,46 Prozent zur Wiesnhalbzeit 2019. Der durchschnittliche Tagesverbrauch lag bei 172.556 kWh.
40 Gasanlagen aus dem Versorgungsnetz der Theresienwiese werden mit Erdgas versorgt. Dabei handelt es sich um alle großen Küchen und Grillanlagen. In den ersten sieben Tagen wurden 55.850 Kubikmeter Erdgas verbraucht, 13 Prozent weniger als 2019. Das Oktoberfest verbrauchte im Schnitt der letzten Jahre:
– Strom 4 GWh, gemessen am Gesamtverbrauch Münchens von 6.200 GWh (2021) entspricht dies 0,6 Promille.
– Erdgas 2 GWh, gemessen am Gesamtverbrauch Münchens von 14.200 GWh entspricht dies 0,1 Promille.