Hermann Memmel ist am Freitag, 12. April 2019, nach langer, schwerer Krankheit kurz vor seinem 80. Geburtstag verstorben. In seiner Zeit als Wiesn-Stadtrat hat er unter anderem die Oide Wiesn initiiert und das große Standkonzert der Festzeltkapellen am 2. Sonntag des Oktoberfestes am Fuße der Bavaria ins Leben gerufen.
Hermann Memmel war seit seines politischen Lebens immer eng mit dem Oktoberfest verbunden. Er prägte mit seinen Ideen entscheidend das Gesicht des größten Volksfestes der Welt. Nachdem der Sozialdemokrat 1972 in den Münchner Stadtrat gewählt wurde, gehörte er dem Wirtschaftsausschuss an. In diesem Gremium übernahm Memmel das Ehrenamt „Verwaltungsbeirat für das Münchner Oktoberfest“. Sein langjähriges Wirken in diesem Bereich brachte ihm die anerkennende Bezeichnung „Wiesn-Stadtrat“ ein, den es eigentlich bis heute im Amtsgebrauch der Stadtverwaltung offiziell nicht gibt.
1976 gründete er zusammen mit Stadtrat Alfred Lottmann die „Münchner Schausteller Stiftung“. Ziel war es, die Historie der Schaustellerei aufzubereiten und für die Nachwelt zu erhalten. Die Stiftung wurde am Münchner Stadtmuseum angesiedelt und konnte im Laufe der Zeit wertvolle, einzigartige Objekte ankaufen und für die Nachwelt erhalten. Darunter sind alte Wohnwägen genau so zu finden wie Fassaden von Geisterbahnen.
Der SPD-Stadtrat setzte sich auch nachhaltig dafür ein, dass die Wiesn-Kapellen am mittleren Wochenende des Oktoberfests gemeinsam ein Standkonzert geben. 1985 war es dann erstmals so weit. Zum 175. Jubiläum nahm es der damalige Wiesnwirte-Sprecher Willy Heide in die Hand, die Kapellen für ein Platzkonzert zusammen zu trommeln Das gibt es bis heute und ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Festkalenders. 300 Musiker spielen auf den Stufen vor der Bavaria auf und prominente Oktoberfest-Akteure dürfen den Taktstock schwingen.
Als 2010 das 200-jährige Jubiläum des Oktoberfestes anstand, war es der umtriebige Hermann Memmel, der alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, ein unvergessliches Fest zu organisieren. Zu der Zeit hatte er keine politischen Ämter mehr, aber als Oktoberfest-Ehrenrat nach wie vor großen Einfluss auf das Geschehen rund um die Wiesn. Er startete eine Initiative für eine Jubiläumswiesn mit einem eigenen Areal im Südteil der Theresienwiese. So entstand hier eine historische Wiesn mit alten Fahrgeschäften und Verkaufsbuden. Auf einer Rennbahn fanden Vorführungen und Pferderennen statt. Außerdem wurde auf der historischen Wiesn ein Museumszelt aufgebaut, wo auf 1.500 Quadratmetern aus der Schaustellerstiftung große Exponate wie Zugmaschinen, Wohnwägen oder Fassaden von Schaustellergeschäften gezeigt werden konnten. Dazu brauten die sechs Münchner Großbrauereien einmalig gemeinsam ein Jubiläumsbier brauen, das in Steinkrügen in den Zelten und Bierbuden auf der historischen Wiesn ausgeschenkt wurde.
Die Jubiläumswiesn kam bei den Gästen so gut an, dass bereits während des Oktoberfests Unterschriften gesammelt wurden, dass sie keine Eintagsfliege bleibt. Memmel, weiterhin bei der Vorsitzender der Schaustellerstiftung und Beirat im Festring, hat beim damaligen Wirtschaftsreferenten und Wiesnchef Dieter Reiter und den Mitgliedern des Stadtrats für die historische Wiesn als dauerhafte Einrichtung geworben. Das Ergebnis kennen wir: Seit 2011 gibt es mit Ausnahme in den Jahren, in denen das Zentrallandwirtschaftsfest stattfindet, die Oide Wiesn als familienfreundliche Ergänzung des Oktoberfestes in München.
Legendär ist übrigens auch Memmels einmalige, lückenlose Sammlung der Original-Bierschlegel, mit denen die Oberbürgermeister das erste Faß Wiesnbier im Schottenhamel angezapft haben. Auf allen Schlegeln bestätigten die OBs mit Filzstift die Anzahl der Schläge, die sie gebraucht haben, mit Datum und Unterschrift.